Wenn junge Menschen lebensmüde sind

Die Jugend sollte eine unbeschwerte Zeit sein. Tatsächlich ist sie aber auch die Zeit der Krisen. Erster Liebekummer, Scheidung der Eltern, Probleme in der Schule…in der Pubertät macht sich der Jugendliche über alles und nichts Gedanken. Die Sorgen stapeln sich. Für manche wird es zu viel. Psychische Erkrankungen können die Folge sein. Manche sehen keinen anderen Ausweg, als sich das Leben zu nehmen. In keinem anderen Lebensabschnitt begehen so viele Menschen Suizidversuche wie vor dem 25. Lebensjahr. Suizid ist die häufigste Todesursache bei 10 – 25-Jährigen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2017). Durchschnittlich sterben in Deutschland täglich 1,5 Jugendliche durch die eigene Hand. 75 Prozent davon sind Jungen.

Die Not der jungen Menschen wird oft übersehen, weil viele Erwachsene sich nicht vorstellen können, dass sich auch in jungen Jahren suizidale Krisen entwickeln können. Tatsächlich kann jedes Kind in Zeiten großer Belastungen suizidal werden.

Wichtig ist, dass wir gegenüber unseren Kindern aufmerksam sind, genau hinschauen und die Gefahr frühzeitig erkennen.

 

Warnzeichen für suizidgefährdung im Jugendalter

Diese Anzeichen können auf eine ernste Depression hinweisen:

  • plötzliche Verhaltensänderung
  • Apathie
  • Rückzug
  • Änderungen im Essverhalten
  • unübliche Beschäftigung mit Sterben oder Tod, das Schreiben von Abschiedsbriefen
  • Verschenken persönlicher Gegenstände
  • Symptome einer Depression, traurige Grundstimmung
  • Stimmungsschwankungen, erhöhte emotionale Labilität
  • (deutliche) Hoffnungslosigkeit
  • deutliche Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
  • Gefühl der Wertlosigkeit
  • Äußerungen wie „Ich kann nicht mehr“, „Mein Leben macht keinen Sinn mehr“
  • Agitiertheit bzw. Antriebssteigerung
  • ausgeprägte Schlafstörungen
  • kürzliches Verlusterlebnis
  • eingeschränkte Problemlöse-Ressourcen
  • “Schwarz-Weiß“ - Denken
  • Vorliegen einer psychosozialen Krise

Kommen mehrere Anzeichen zusammen, dann erhöht das die Gefähr. Leider ist es schwierig, genau zu erkennen, wann ein Mensch selbstmordgefährdet ist.

Kinder und Jugendliche, die an einer psychischen Störung leiden, weisen ein erhöhtes Suizidrisiko auf. Auch Alkoholkonsum birgt eine größere Gefahr. Er enthemmt, macht unkritisch. Auf Jugendliche, die suizidgefährdet sind, sollte man daher besonders aufpassen, wenn sie getrunken haben. Viele trinken sich bewusst Mut an. Gleiches gilt für andere Drogen. 

 

Wie kann ich helfen

Die meisten Menschen, die sich umbringen oder es versuchen, wollen nicht sterben, sondern können so wie bisher nicht weiterleben. Sie sind in der Regel offen für Hilfsangebote. 

Haben Sie den Verdacht, dass sich ein Jugendlicher das Leben nehmen möchte?  Sprechen Sie ihn an und versuchen Sie zu erreichen, dass er sich Ihnen anvertraut. Nehmen Sie sich Zeit und hören Sie richtig zu! Wichtig ist, dass Sie seine Sorgen ernst nehmen, auch wenn sie auf Sie harmlos und leicht zu lösen wirken.

Wenn er sich Ihnen nicht öffnen möchte, wenn Sie „keinen Draht“ zu ihm haben, weisen Sie auf die unterschiedlichen Anlaufstellen für Hilfesuchende und andere Hilfsangebote hin. Zeigen Sie ihm gleichzeitig, dass Sie weiterhin offen für ein Gespräch sind.

Wenden Sie sich unbedingt an professionelle Berater und holen auch Sie sich Hilfe. Der richtige Umgang mit suizidgefährdeten Jugendlichen ist oft nicht einfach. Experten können helfen und die seelische Last etwas erleichtern.

 

Die Onlineberatung [U25] für suizidgefährdete Jugendliche

Oftmals scheuen sich die Betroffenen davor, mit engen Freunden oder der Familie über ihre Todeswünsche zu sprechen.  Daher setzt das von der Caritas getragene Programm [U25] auf die Online-Begleitung von jungen Menschen unter 25 Jahren, die nicht mehr leben wollen. Speziell geschulte Schülerinnen und Schüler, Studierende, Azubis und Berufstätige im Alter zwischen 16 und 25 Jahren sind ehrenamtlich für verzweifelte Jugendliche in Krisensituation ansprechbar – per Mail, vollständig anonymisiert und ohne jegliche Terminvereinbarung. Die jugendlichen Beraterinnen und Berater arbeiten nach dem Leitmotto „begleiten, aber nicht behandeln“; Ziel ist es, Suizide zu verhindern und den Weg zu klassischen Beratungsangeboten zu ebnen.

Zum Hilfsportal [U25] : www.u25.de

 

Weitere Informationen und Hilfsangebote

Es gibt viele Anlaufstellen für Betroffene oder für diejenigen, die helfen wollen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Der Verein „Freunde fürs Leben“ hat auf seinen Webseiten viele Informationen für Betroffene und nahestehende Menschen zusammengestellt. Hier finden Sie auch einen Hilfsangebots-Finder nach Alter und Bundesland (https://www.frnd.de/hilfe/hilfsangebote-finder/. )
  • Jugendnotmail: Hier können sich Jugendliche bis 19 Jahre 365 Tage im Jahr von ausgebildeten Ansprechpartnern anonym und kostenlos beraten lassen. Die Jugendnotmail bietet online Einzelberatung, Themenchats und Foren an. www.jugendnotmail.de
  • Kinder- und Jugendtelefonseelsorge: 0800 11 6 111 (Montag-Samstag 14 – 20 Uhr)

 

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